Lehrprofil
Als Lehrstuhl für Internationalen Beziehungen und Entwicklungspolitik beobachten wir, dass sich die Gegenstände unserer Lehre im Wandel befinden. Entgrenzung und Vernetzung in der sich derzeit rapide verändernden Staatenwelt und einer zunehmend vernetzten Weltgesellschaft beeinflussen Entwicklungs-, Konflikt- und Steuerungsprozesse. Auf diese Welt wollen wir unsere Studierenden vorbereiten.
Ziele unserer Lehre
Ein zentrales Motiv unserer wissenschaftlichen Arbeit ist die Auseinandersetzung mit vielfachen und hartnäckigen Ungleichheiten. Wir sensibilisieren unsere Studierenden für die Existenz von Ungleichheiten, von denen manche offensichtlich, andere verborgen sind. Dabei bemühen wir uns, auch unsere eigenen Einschätzungen und Positionen zu reflektieren. Unserem Lehrstuhlprofil entsprechend interessieren uns als Lehrende dabei besonders die Ungleichheiten im Bereich der Internationalen Beziehungen und der Entwicklungspolitik. Daher sind für uns Fragen von Entwicklung, Frieden und Gerechtigkeit nicht wertfrei zu beantworten. Das bedeutet natürlich nicht, dass wir von unseren Studierenden eine bestimmte Werthaltung zu diesen normativen Fragen verlangen, sondern dass wir sie dazu befähigen wollen, mit der Normativität dieser Fragen umzugehen und eigene Positionen zu entwickeln, darzulegen, darüber zu streiten und auf Kritik zu reagieren.
Die Lehre genießt bei uns hohe Wertschätzung. Die Mitglieder unseres Teams arbeiten an der stetigen Verbesserung ihrer Kompetenzen in Lehre, Prüfung und Beratung. Wir sind bestrebt, innovative und didaktisch durchdachte Lehr- und Prüfungsformate zu verwenden. Die Lehr-Lern-Forschung sehen wir daher als ein wichtiges Element unserer Arbeit an der Schnittstelle von Forschung und Lehre.
Das Profil unserer AbsolventInnen
Die Befähigung, einen politischen Standpunkt einzunehmen, sehen wir als Grundvoraussetzung, um später als ausgebildete PolitikwissenschaftlerInnen bzw. Politik-LehrerInnen glaubwürdig und seriös aufzutreten. Dabei sind nicht alle Standpunkte gleichermaßen anerkennungswürdig – auf die Qualität ihrer (auch normativen) Begründung kommt es an.
Unser Ziel ist es mithin, dass die AbsolventInnen unserer Module und Lehrveranstaltungen über die folgenden vier Kompetenzen verfügen. Wir halten diese für zentral, um in einer globalisierenden und zunehmend digitalisierten Welt politisch handlungs- und urteilsfähig zu sein.
Forschungs- und Analysekompetenz
- Die AbsolventInnen können eigenständige politikwissenschaftliche Analysen zu Themen der Internationalen Beziehungen, der Friedens- und Konfliktforschung sowie der Entwicklungsforschung vornehmen.
- Die AbsolventInnen beherrschen die Standards wissenschaftlichen Arbeitens sicher und wenden diese in einer methodisch durchdachten Weise auf Probleme der Internationalen Beziehungen und der Entwicklungspolitik an.
Urteils- und Diskussionskompetenz
- Die AbsolventInnen sind in der Lage, wissenschaftlich zu argumentieren und ihre eigenen Standpunkte strukturiert zu erläutern. Dabei sind sie kritisch gegenüber ihrer eigenen Haltung und können konstruktiv auf Kritik eingehen.
- Die AbsolventInnen würdigen andere Positionen und können daran begründete Kritik formulieren.
Digitalisierungskompetenz
- Die AbsolventInnen können elektronische Informationsquellen erschließen, kritisch einordnen und auswerten. Dafür beherrschen sie Such- und Selektionstechniken, um wichtige Quellen schnell zu identifizieren.
- Gleichzeitig beherrschen die AbsolventInnen Verfahren der Quellenkritik, um die Vertrauenswürdigkeit von Quellen einzuschätzen und in Online-Diskursen angemessen aufzutreten.
Komplexitätskompetenz
- Die AbsolventInnen begegnen Wandel, Vielfalt und Alterität mit einer offenen Grundhaltung und betrachten diese eher als Bereicherung oder Herausforderung denn als Bedrohung.
- Die AbsolventInnen können die Perspektive anderer Personen einnehmen und deren Denk- und Handlungslogik rekonstruieren. Diese Fähigkeit zum empathischen Perspektivwechsel ist für das Leben in einer zunehmende interkulturelle Weltgesellschaft sowie für die Friedens- und Konfliktforschung von besonderer Bedeutung.
Dabei möchten wir unsere Studierenden zu einer kritischen Haltung gegenüber den gegebenen Ungleichheiten in der Welt anregen. Das Hinterfragen – von Strukturen ebenso wie von Meinungen – ist dafür eine unverzichtbare Haltung und ein wichtiges Element von Diskursen. Mit der Ausbildung dieser vier Kompetenzbereiche wollen wir auch einen Beitrag zur Herausbildung einer zeitgemäßen Demokratiekompetenz leisten. Darunter verstehen wir Fähigkeiten, die aktive BürgerInnen einer durch Globalisierung und Digitalisierung geprägten Demokratie brauchen.
Unsere Grundsätze der Lehre wenden wir auf alle von uns angebotenen Lehrveranstaltungen der verschiedenenen BA– und MA-Studiengänge der Fakultät an. Im Bereich des von uns organisierten Masterstudiengangs Internationale Beziehungen und Entwicklungspolitik (MA IBEP) legen wir zudem besonderen Wert darahf, dass die von uns vermittelten Inhalte und Kompetenzen den Anforderungen in einschlägigen Berufsfeldern entsprechen.
Mit welchen Methoden arbeiten wir?
Wir gehen davon aus, dass diese Kompetenzen am besten durch aktivierende Lehr-Lern-Formate eingeübt werden können. Dafür verwenden wir eine interaktive und studierendenzentrierte Didaktik. Dazu benötigen unsere Studierenden ein regelmäßiges (Peer-) Feedback, um ein realistisches Bild ihres Lernfortschritts zu erhalten. Im Sinne des Constructive Alignment verwenden wir innovative und kompetenzorientierte Prüfungsverfahren.
Wir sind uns bewusst, dass die Modularisierung allen Beteiligten Regeln und Zwänge auferlegen, versuchen aber diese Rahmen flexibel auszulegen und, wo möglich, das Studienangebot im Sinne der oben genannten Ziele fortzuentwickeln. Unsere Lehre berücksichtigt in allen Studiengängen vertiefende Fall- und Praxisbezüge, um die Anwendung von theoretischem Wissen und Analysekompetenzen anhand konkreter empirischer Sachverhalte zu trainieren und die Studierenden auf das Leben nach der Hochschule vorzubereiten.
Publikationen
Von Agenten, Akteuren und Strukturen in den Internationalen Beziehungen

Caroline Kärger, Janet Kursawe, Daniel Lambach (2017): Von Agenten, Akteuren und Strukturen in den Internationalen Beziehungen, in: ZIB Zeitschrift für Internationale Beziehungen, Jahrgang 24 (2017), Heft 2, S. 91 - 120.
New Kind of War - New Kind of Detention?

Hühnert, Dorte (2016): New Kind of War – New Kind of Detention? How the Bush Administration Introduced the Unlawful Enemy Combatant. Münster: LIT Verlag.

Lambach, Daniel; Johais, Eva; Bayer, Markus (2016): Warum Staaten zusammen-brechen: Eine vergleichende Untersuchung der Ursachen von Staatskollaps. Wiesbaden: Springer VS.